Nachdenken über Corona

von Ute Liepold

„Ein Gesprächsexperiment“ – so überschrieb unser geschätzter Kollege Jürgen von Oertzen seine Einladung zum Nachdenken über Corona. In Sorge um die liberale, demokratische Gesellschaft, angesichts der allgegenwärtige Polarisierung rund um das Thema Impfen. Gemeinsam nachdenken, so seine Überlegung, könne vielleicht dazu führen, die „Anderen“ nicht als Fanatiker, Idioten oder Verbrecher wahrzunehmen, sondern als Menschen, die ebenfalls in Sorge sind.

So entstanden die Corona-Denkräume. 

Er lud mich ein, die Moderation zu übernehmen und die Begegnung im Thinking Environment® zu gestalten. Das Denken fand in (in Bezug auf die Meinung zum Impfen) gemischten Dreiergruppen statt. Jede und jeder hatte den Raum, begleitet von der ungeteilten, wertungsfreien Aufmerksamkeit der beiden anderen, nachzudenken und nachzuspüren zur Frage: „Zum Thema Corona und Impfen, was ist gerade das Wichtigste für mich?“

Was waren die Erfahrungen? Einige Rückmeldungen: Rührung. Erleichterung. Neue Perspektiven. Offener, weiter Blick. Das Ego zurückgestellt. Heilend. Augenhöhe. Demut. Austausch von Mensch zu Mensch. Tiefe Verbindung.

Nancy Kline, die Quelle des Thinking Environment, sagt dazu: Polarisierung resultiert nicht aus unterschiedlichen Meinungen, sondern aus dem Verlust der Verbindung zwischen Menschen. Und dass wir dann die Verbindung nicht halten können, wenn das Thema Werte berührt, über die wir uns definieren; weil wir dann befürchten, uns zu verlieren, unsere Identität aufzugeben, wenn wir dem anderen auch nur zuhören.
(Nancy Kline: „The Promise That Changes Everything – I Won’t Interrupt You“ / Kapitel 26, „Polarization“).

Ich denke: Ja, das ist es, was bei vielen Diskussionen um Corona und Impfen in unserer Gesellschaft passiert.

Offenbar ist es den bisherigen Teilnehmenden an Jürgen von Oertzens Corona-Denkräumen gelungen, diese Verbindung (wieder-)herzustellen. Wir vom MehrDenkRaum-Team glauben an die Kraft der Verbindung und an deren Potenzial für persönliche Entwicklung, echte Zusammenarbeit und gute Lösungen – gerade da, wo sehr unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Das Thinking Environment® stellt die Bedingungen dafür her.

Zugegeben - die Corona-Denkräume hatten nicht das Ziel, zu einem gemeinsamen Ergebnis zu führen. Genau das ist natürlich in der Praxis oft notwendig. Wir glauben aber, dass das eine nicht ohne das andere geht: Erst die Verbindung; dann – mit dem besten Denken aller Beteiligten - das gemeinsame Entwickeln von Lösungen. So arbeiten wir.

„Super Format. Wir Menschen sind zu so viel mehr fähig, als uns nur in zwei Positionen teilen zu lassen. Wir können reden und zuhören. Genau das geht durch die Denkräume fantastisch gut!“ Danke, lieber Jürgen von Oertzen, für die Corona-Denkräume und für diese Gelegenheit, die Kraft des Thinking Environment zur Wirkung zu bringen.

Autorin: Ute Liepold

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